Leitwerk II/84

 

Datum: 6. September 1984 
Ort: Aschulug, Stellungen Wolga13 bis 20
Leiter der Übung: K-11.MSD, Generalleutnant Zeh
Schießender FRR: K-FRR-11: OSL. Hänsel
Schießende der FRBttr`n:

BC 1. FRBttr.: Oltn. Schütze

BC 2. FRBttr.: Hptm. Kunze

BC 3. FRBttr.: Oltn. Deparade

BC 4. FRBttr. Hptm Pietsch

BC FüBttr.: Oltn. Becker
BC TBttr. Oltn. Grimm

Schießaufgaben und Ergebnisse:

Ziel Nr.

Schießaufgabe

Typ

Ergebnis 

01

Nr. 4 Schießen auf ein kleinflächiges,   schnellfliegendes Ziel

RM207

Ziel außerhalb Parameter, selbst zerlegt

02

Nr. 2 Schießen auf ein manövrierendes Einzelziel

La-17MM

Zielvernichtung 12:19 Uhr 19:00, 11 km durch 2. und 3. FRBttr mit je einer 3M9

03

Nr. 3b Schießen auf Ziele, die Antifunkmeßraketen einsetzen

LA-17MM

Zielvernichtung durch 1. und 3. FRBttr mit je einer 3M9

Bericht aus der Chronik der 3. FRBttr zu Leitwerk'84:

"...Sofort nach Rückkehr (Anmerkung: aus dem Truppenlager Zingst) wurde wiederum mit der Wiederherstellung der Technik begonnen, denn es verblieb nicht viel Zeit bis zur Verlegung in die Sowjetunion. Die Verladung zur Verlegung wurde wieder sehr gründlich vorbereitet, so lud die FDJ-Organisation erfahrene Genossen ein, um deren Erfahrungen zu verallgemeinern. Besonders wurden die Genossen Limp und Gurski zu Rate gezogen, fuhren sie doch schon zum dritten Male in Freundesland. Auch in der Parteigrundorganisation wurden die Erfahrungen der älteren Genossen ausgewertet und jeder erhielt einen Parteiauftrag. Die Verladung bereitete uns keine größeren Probleme mehr, denn bekanntlich macht die Übung den Meister. Ging es doch irgendwo einmal eng zu, griffen die anderen Genossen gleich zu und halfen. Dabei zeigte sich wieder einmal der Kollektivgeist unserer Truppe. Bis Brest gab es dann keine weiteren Probleme. Das Entladen und Umladen ging unter Leitung solch erfahrener Genossen, wie die Genossen Heilmann, Tänzler, Pietsch und Kunze sehr schnell vonstatten. Auf dem Weitertransport sorgten sowjetische Rangiermeister für Abwechslung. Eines Nachts wurde unser Zug auf einem Bahnhof über den Ablaufberg geschickt. 

Durch die ruckartige Bremsung wurde die Verrödelung der Technik zerrissen, zahlreiche Fahrzeuge aus den Keilen geschoben. Nachdem wir erst am nächsten Morgen informiert wurden, warteten einige schwere Stunden auf uns. Viele Maschinen mussten neu in die Kelle gefahren werden, Verrödelungen wurden ausgebessert und zusätzliche Holzkeile zwischen die Laufrollen geschlagen. Als diese Arbeiten beendet waren, setzte der Transport seine Reise zum sowjetischen Staatspolygon fort. Somit waren wir wieder um eine Erfahrung, reicher...."

Anmerkung: Einige Maschinen bewegten sich bis hinter die zweite Laufrolle über die Keile (oben). Fotos rechts: Befestigung einer 2P25 und der 1S91 der 2. FRBttr. auf dem Waggon,
zum Teil musste der abgerissene Rödeldraht mit Schweißbrenner entfernt werden.
Oberoffizier Panzertechnik (Mj. Heilmann) und Ltr. PWIE Fähnrich Tänzler in Aktion. 

(Bild 1 Bttr. Chronik 3. FRBttr, Bild 2:  FRR-11/Sammlung R. Wagner, Bild 3 und 4 FRR-11/Sammlung Jörg Freiwald )
"....Endlich ist der sowjetische Polyqon erreicht. Doch nicht heißer Steppenwind, sondern grauer Himmel und Nieselregen empfängt uns. Sofort begann die Entladung, die Technik wurde zum Marschband aufgefahren und nach dem Umbau ging das Kettenmarschband unter Führung des Genossen Heilmann auf den Weg. 50km Sandpiste verlangte den jüngeren Fahrern einiges ab. Doch endlich erreichten wir den Feldpark. Parallel zu den ersten Funktionskontrollen bereiteten die Hauptfeldwebel die Unterkünfte vor. Der größte Teil des Personalbestandes war in Massenunterkünften untergebracht. 
Zielstrebig wurde die Technik vorbereitet, vor allem noch einmal die Sendeleistung hochgeregelt, die Empfänger abgestimmt. 

1S91 der 3. FRBttr. mit Oltn. Deparade, 
Oltn. Walter und Oltn. Brauer (vlnr)
(Foto 5: FRR-11/ Sammlung R.Wagner)

Dabei wurde der Stationsleiter Ltn. Wagner vor allem durch den Oberoffizier, Oltn. Walter unterstützt. Nach Kontroll- und Abstimmarbeiten blieben uns noch 5 Tage bis zur Zulassung. Diese wurden intensiv zur Aufklärung der Stellungen und zum Training der Besatzungen genutzt. Insbesondere als Oltn. Deperade bekannt gab, dass diejenige Besatzung 2P25 schießt, die zur Zulassung die besten Ergebnisse erreicht, kämpften die Besatzungen von Oltn. Kaufer und Ufw. Schmidt um beste Ergebnisse. Die Zulassung bestand unsere Bttr. mit guten Ergebnissen. Endlich kam der entscheidende Tag, der 06.09. Alle Besatzungen waren hochmotiviert. 

Bes 1S91 der 3. Bttr (vlnr) vorn: Sold Roßmüller FO, Sold Pertermann FO, hinten Uffz Janicki (Fa.), Ltn. Wagner (SL), Uffz Naumann GF/OFO (Foto FRR-11/Sammlung Wagner)

Nach Erreichen des Stellungsraumes Wolga 20 begann das LGPS. Hier bewährte sich insbesondere die Besatzung der Funkmeßstation, Uffz Naumann und Soldat Roßmüller. Um 12.00 erhielten wir vom Regimentskommandeur das Kommando B-1, Gefechtsarbeit erlaubt. Gleich das erste Ziel kann unsere Besatzung erfassen. Es kommt das Startkommando. An der 2P25 des Oltn. Kaufer wirbelt Staub auf, das Startriebwerk der Rakete dröhnt, unendlich scheint die Zeit, bis die Rakete abhebt. Zwei Spuren durchschneiden den strahlend blauen Himmel. Fast Gleichzeitig treffen beide Raketen das Ziel. 12:19 Ein gewaltiger Feuerball markiert die Vernichtung des Zieles und über Funk meldet unser BC stolz: "Ziel Nr. 02 vernichtet, 19-00, 11“. Doch sofort wieder volle Konzentration, denn wo ist Ziel Nr. 01, die RM 207?

Überprüfungen ergeben, das Ziel ist außerhalb der Parameter geflogen und hat sich selbst zerlegt. Also Stellungswechsel! Knapp 30km Steppenpiste mit dem Betankungspunkt liegen vor uns. Es läuft wie bei einer Rally und jeder gibt sein Bestes. Begleitet von einer gewaltigen Staubwolke errei­chen wir Wolga 13 und kurze Zeit später empfangen wir auch schon die befohlenen Bereitschaftsstufen. Nun wird die Lage schwieriger, denn Ziel Nr. 03 soll mit dem Fernsehvisier bis an die Startzone qeführt werden. Alle Besatzunqen sind hell­wach und beobachten aufmerksam die Rundsichtgeräte. Plötzlich Meldung der 4. Bttr.: "aktive Rauschstörung". Die 3. und 1. Bttr. erfassen das Ziel und erhalten da s Kommando zur Zielvernichtung. Doch inzwischen liegt über der Steppe eine Dunstg1ocke, der Horizont flimmert. So genehmigen die Kontrolloffiziere das Bekämpfen ohne Einsatz des FSV. Die 3. und 1. Bttr. starten fast gleichzeitig und das Ziel wird ebenso vernichtet wie das Erste. (Anmerkung: startende Besatzung der 3. Bttr, Ufw. Schmidt). Natürlich war die Freude aller Besatzungen riesig. 

Start einer 3M9MÄ 1984 und Flug zum Ziel (beide Fotos FRR-11, Sammlung Jörg Freiwald)

In Auswertung des Gefechtsschießens wurden unser Einheitskommandeur Oltn. Deperate, sowie die Genossen Wagner, Gurski, Schmidt, Naumann, Heinemann und Roßmüller als "Beste" ausgezeichnet. Generalmajor Zeh, für den die die Übung “Leitwerk 84" die letzte Übung als Kommandeur unseres Verbandes war, überreichte uns eine Kollektivprämie in Höhe von 1.000,-M Unsere Einheit erhielt die Note 1, das Truppenteil die Note 2. Nach erfolgreichen Absolvieren des Schießens flog der Großteil wieder in die Heimat. Unten Leitung des genossen Deparade verblieben noch Genossen auf dem Polygon, und das Gefechtsschießen für zwei weitere Truppenteile, die TT "Herrmann Danz" und "Anton Fischer" sicherzustellen. Auch diese Aufgabe wurde mit hohem Einsatz durch alle Armeeangehörigen erfüllt, so dass dem Schießen der anderen Truppenteile nichts im Wege stand. Alle Armeeangehörigen freuten sich auf den Moment, wo die Rückverlegung begann. Der Rücktransport in den Standort verlief ohne Vorkommnisse....."

3. FRBttr 1984 in Aschuluk
stehend vlnr: Oltn Deparade(BC), Gefr  Böcke (TLF), Uffz Heinemann (GF KPZ), Sold.Roßmüller (FO 1S91), Sold. Merzdorf (TLF), Gefr. Rust (2P25-2.Bttr.), Sold.? (Fu KPZ), Uffz Janicki (Fa. 1S91), Ufw. Schmidt (Kdt. 2P25), Uffz Rudat (Fa. 2P25), Ltn. Wagner (SL 1S91), Oltn. Kaufer (ZF/Kdt);
hockend vlnr. Sold. Pertermann (FO 1S91), Sold Katzke (Fa. KPZ), Gefr. ? (Mech. 2P25), Uffz Probst (Fa. 2P25), Uffz Naumann (GF/OFO 1S91) Ofw. Gurski (Schirrmeister)

 

Ralf Wagner, update 1.10.2005