Ich bin in Zwickau
(US4-Paul Fröhlich) an der GRS ausgebildet worden. Bis dato
stammten alle FM-Truppführer für Zingst und Bellin von dort.
Im Raum Zwickau existierte auch ein riesiges Mob.-Lager, leider
kann ich mich nicht genau an den Ort erinnern (Schneeberg?), indem
riesige Fla-Bestände eingelagert waren. Ich war als US einmal
dort und war von der unübersehbaren Zahl an 100mm und 57mm Flak
überwältigt. Dort standen auch noch GRS und RPK.
In Zwickau existierte ein Ausbildungskabinett für die
GRS-9a und eine komplette mobile Einheit bestehend aus 1xTatra-813
als Zugmaschine für die GRS und 1 Sil-157 für das Aggregat
APG-15. Die Ausbildungsbatterie bildete Unteroffiziere für die
Flak 23/2 aus und ich war im Aufklärungszug integriert.
Nach meiner Ausbildung in Zwickau bildeten die Schießplätze ihre
FM-Truppführer selbst aus.
Der FSP-Ueckermünde
existierte erst seit 1975. (Anmerkung: 1972 fand ein erstes
Erprobungsschießen mit der Fla Sfl ZSU-23-4 statt, 1974 erster
Start einer Strela 2M, 1975-1988 Bau der festen Einrichtungen und
Gebäude) In Bellin, so der eigentliche Standort, kamen ausschließlich
die SFL 23/4 (Shilka) und die Strela-2 zum scharfen Schuß.
Bis zum Schluß gab es nur ein KOPA-72 in Bellin.
Dieses Kontrollpaar-72 setzte sich wie der Name sagt, aus zwei
GRS-9a zusammen, der führenden Station -FS- und der geführten
Station -GS-. Die Stromversorgung wurde mit einem GAD-30 sowie
zwei APG-15M realisiert. Die APG's waren mit neuen Dieselmotoren
ausgestattet, die gesamte Elektrik war ebenfalls modernisiert
(DDR-Standart).
Eigentlich wurden nur das Fahrgestell, der Generator und der Umformer weiter
verwendet.
Da beide GRS synchron arbeiten mußten, traf das selbstverständlich
auch auf die Stromversorgung zu. Daher wurde für den netzunabhängigen
Betrieb das GAD-30 eingesetzt. Dieses sorgte dann für den Betrieb
der Umformer (427Hz) und Netzversorgung der Stationen (50Hz).
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Prinzipschema
Spiegelbildschießen mit KOPA aus MTH Flakartillerie v.
K.H. Otto, Militärverlag der DDR 1987 |
Nun zu den Stationen, die FS war eine reine GRS-9a aus der das
Kennungsgerät entfernt wurde. Bei der GS wird es komplizierter,
statt dem Kennungsgerät wurden zusätzliche Blöcke integriert,
welche den Synchronlauf aller Systeme mit der FS gewährleisteten.
Beide Antennen mußten parallel bzw.
gespiegelt ausrichtbar sein und der Sender wie auch das
Entfernungsmeßsystem der GS mußte zwangsläufig von der FS
synchronisiert werden. Die Sender beider Geräte, um
Impulsstörungen zu vermeiden und die Entfernungsmessung mußte überein-
stimmen
um die Auswertung der Schießergebnisse zu
gewährleisten. Zudem wurde die GS in ihren Leistungen
"getunt", so das sie in der Lage war die von den 23mm
Geschossen reflektierten Signale zu erfassen und entsprechend für
die Auswertung bereitzustellen. Und das gelang auf
Basis der Flimmerpeilung hervorragend. Die Fehlerspannungen, welche sonst für die automatische
Zielbegleitung genutzt wurden, dienten nun der horizontalen und
vertikalen Bewertung der Treffer.
Hierfür kamen verschiedene Techniken zum Einsatz, zum ersten eine
digitale Auswertung hier wurde diese Fehlerspannung digitalisiert
und ausgedruckt. Und zum zweiten die analoge Auswertung, bei der
die Fehlerspannung mittels Schleifenoszillographen auf
lichtempfindlichem
Papier registriert und anhand einer Schablone bewertet wurde,
diese Option hat sich letztendlich durchgesetzt da sie wesentlich
störunanfälliger war. Die digitale Variante war auf Grund des
technischem Standes zu der Zeit nunmal nicht immer so zuverlässig
wie gefordert.
Die technischen Voraussetzungen für das KOPA-72 wurden in
Mittenwalde geschaffen.
Das Schießen im Spiegelbildverfahren ist relativ einfach erläutert.
Das KOPA-72 bildete die Stirn einer Spiegelbildebene auf der bis
zu acht Fla-SFL aufgereit standen (siehe Anlage). Die Waffen
waren zum Radargerät "gespiegelt"
ausgerichtet so das sie auf einen fiktiven Punkt
schossen der den Koordinaten des
Luftzieles entsprach, nur
das der Seitenwinkel gleich dem Winkel des Zieles zur
Spiegelbildebene
versetzt war. Genau das tat das KOPA auch, die FS verfolgte das
Luftziel und die GS
richtete ihre Antenne auf diesen fiktiven Zielpunkt.
"Trafen" die Einheiten mußten die Geschosse
unweigerlich die Richtkeule der GS passieren, konnten somit
erfasst werden und die Abweichungen vom 0-Punkt (der direkte
Treffer) wurden gemessen und dem Gefechtstand übermittelt. Im
Gegensatz zu den schießenden Einheiten mußte vom KOPA-72 kein
Vorhaltepunkt berechnet werden, da der fiktive Zielpunkt immer den
Koordinaten des Luftzieles entsprach. Für uns, die wir mit dem KOPA
arbeiteten war vor jeder Schießperiode in zeitaufwendiger
Detailarbeit sicherzustellen, das alle Parameter der GS peinlich
genau abgestimmt wurden. Zur Überprüfung fand dann ein
Kontrollpunktschießen statt, wobei jede Abweichung vom 0-Punkt in
den Achsen X u.Y abgetastet wurden und letztendlich die Eichung
der Systeme für das Bewerten der Gefechtsschießen der
FlaK-Einheiten protokollarisch feststand. So ein
Kontrollpunktschießen konnte mehrere Tage in Anspruch nehmen bis
alle Werte für die vier Quadranten konstant waren. (1.
rechts-hoch ; 2. rechts-tief ; 3. links-tief ; 4. links-hoch)
Die Arbeit an der GRS hat mir viel gegeben und wenn ich heute auf
z.B. N24 Dokumentationen über die Stealthtechnik verfolge, kann
ich nur müde lächeln. Wir waren in der Lage 23 mm Geschosse zu
orten!
Ralf Witte, 2006