Gefechtsschießen mit Flak

(Spiegelbildschießen mit  57mm Flak S-60 und ZSU23-4)

Eingesetzte Auswertetechnik

Zur Auswertung des Spiegelschießens kamen die Spiegelbildgeräte der POS Serie und das stationär eingerichtete KOPA zum Einsatz.

Das erste KOPA wurde bereits ab 1961 auf dem Flakschießplatz Zingst eingesetzt. Das KOPA (Kontrollpaar) bestand aus zwei GRS-4 mit dem Funkmesskontrollgerät AKS-4. Die Auswertung des fiktiven Trefferbildes erfolgte grafisch. Die Elemente des Kontrollpaars waren in einem speziell errichteten Gebäude untergebracht. Die beiden Parabolspiegel der GRS-4 befanden sich unter zwei Plastkuppeln. Nach 1966 wurde auf dem Schießplatz Zingst ein zweites Kontrollpaar eingerichtet. 

Mit Aufstellung und Ausbau eines zweiten Flakschießplatzes, des FAS-12 Ueckermünde wurde auch dort ein Kontrollpaar eingerichtet, das jedoch mit zwei GRS-9a ausgerüstet war (Bezeichnung KOPA-72). In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Umrüstung der KOPA auf dem Flakschießplatz Zingst. 

Das Spiegelbildgerät POS-1 war ein optisches Gerät zur Auswertung der Spiegelschießen. Das Gerät soll im Aufbau wie ein Flakfernrohr TSK mit aufgesetztem Spiegel ausgesehen haben. Über das Fernrohr wurde das Ziel optisch begleitet und mit Hilfe des Spiegels das Bild der Spiegelbildebene in die das Bild des begleiteten Zieles projekziert

Links und rechts die Rück- und Vorderansicht des Antennenspiegels der GRS-4 (ausgestellt im MHM Dresden).Iim Hintergrund des mittleren Bildes befindet sich das Gebäude mit dem KOPA (Fotos: Ralf Wagner/ Sammlung Wagner)

Bericht zur Nutzung des KOPA-72

Ich bin in Zwickau (US4-Paul Fröhlich) an der GRS ausgebildet worden. Bis dato stammten alle FM-Truppführer für Zingst und Bellin von dort.
Im Raum Zwickau existierte auch ein riesiges Mob.-Lager, leider kann ich mich nicht genau an den Ort erinnern (Schneeberg?), indem riesige Fla-Bestände eingelagert waren. Ich war als US einmal dort und war von der unübersehbaren Zahl an 100mm und 57mm Flak überwältigt. Dort standen auch noch GRS und RPK.
In Zwickau existierte ein Ausbildungskabinett  für die GRS-9a und eine komplette mobile Einheit bestehend aus 1xTatra-813 als Zugmaschine für die GRS und 1 Sil-157 für das Aggregat APG-15. Die Ausbildungsbatterie bildete Unteroffiziere für die Flak 23/2 aus und ich war im Aufklärungszug integriert.
Nach meiner Ausbildung in Zwickau bildeten die Schießplätze ihre FM-Truppführer selbst aus.

Der FSP-Ueckermünde existierte erst seit 1975. (Anmerkung: 1972 fand ein erstes Erprobungsschießen mit der Fla Sfl ZSU-23-4 statt, 1974 erster Start einer Strela 2M, 1975-1988 Bau der festen Einrichtungen und Gebäude) In Bellin, so der eigentliche Standort, kamen ausschließlich die SFL 23/4 (Shilka) und die Strela-2 zum scharfen Schuß. Bis zum Schluß gab es nur ein KOPA-72 in Bellin.

Dieses Kontrollpaar-72 setzte sich wie der Name sagt, aus zwei GRS-9a zusammen, der führenden Station -FS-  und der geführten Station -GS-. Die Stromversorgung wurde mit einem GAD-30 sowie zwei APG-15M realisiert. Die APG's waren mit neuen Dieselmotoren ausgestattet, die gesamte Elektrik war ebenfalls modernisiert (DDR-Standart). 

Eigentlich wurden nur das Fahrgestell, der Generator und der Umformer weiter verwendet.
Da beide GRS synchron arbeiten mußten, traf das selbstverständlich auch auf die Stromversorgung zu. Daher wurde für den netzunabhängigen Betrieb das GAD-30 eingesetzt. Dieses sorgte dann für den Betrieb der Umformer (427Hz) und Netzversorgung der Stationen (50Hz).

Prinzipschema Spiegelbildschießen mit KOPA aus MTH Flakartillerie v. K.H. Otto, Militärverlag der DDR 1987

Nun zu den Stationen, die FS war eine reine GRS-9a aus der das Kennungsgerät entfernt wurde. Bei der GS wird es komplizierter, statt dem Kennungsgerät wurden zusätzliche Blöcke integriert, welche den Synchronlauf aller Systeme mit der FS gewährleisteten.
Beide Antennen mußten parallel bzw. gespiegelt ausrichtbar sein und der Sender wie auch das Entfernungsmeßsystem der GS mußte zwangsläufig von der FS synchronisiert werden. Die Sender beider Geräte, um Impulsstörungen zu vermeiden und die Entfernungsmessung mußte überein- stimmen um die Auswertung der Schießergebnisse zu gewährleisten. Zudem wurde die GS in ihren Leistungen "getunt", so das sie in der Lage war die von den 23mm Geschossen reflektierten Signale zu erfassen und entsprechend für die Auswertung bereitzustellen. Und das gelang  auf Basis der Flimmerpeilung hervorragend. Die Fehlerspannungen, welche sonst für die automatische Zielbegleitung genutzt wurden, dienten nun der horizontalen und vertikalen Bewertung der Treffer.
Hierfür kamen verschiedene Techniken zum Einsatz, zum ersten eine digitale Auswertung hier wurde diese Fehlerspannung digitalisiert und ausgedruckt. Und zum zweiten die analoge Auswertung, bei der die Fehlerspannung mittels Schleifenoszillographen auf  lichtempfindlichem
Papier registriert und anhand einer Schablone bewertet wurde, diese Option hat sich letztendlich durchgesetzt da sie wesentlich störunanfälliger war. Die digitale Variante war auf Grund des
technischem Standes zu der Zeit nunmal nicht immer so zuverlässig wie gefordert.
Die technischen Voraussetzungen für das KOPA-72 wurden in Mittenwalde geschaffen.
Das Schießen im Spiegelbildverfahren ist relativ einfach erläutert.
Das KOPA-72 bildete die Stirn einer Spiegelbildebene auf der bis zu acht Fla-SFL aufgereit standen (siehe Anlage).  Die Waffen waren  zum Radargerät  "gespiegelt" ausgerichtet so das sie  auf  einen  fiktiven Punkt  schossen  der  den  Koordinaten des  Luftzieles  entsprach, nur
das der Seitenwinkel gleich dem Winkel des Zieles zur Spiegelbildebene versetzt war. Genau das tat das KOPA auch, die FS verfolgte das Luftziel und die GS richtete ihre Antenne auf diesen fiktiven Zielpunkt. "Trafen" die Einheiten mußten die Geschosse unweigerlich die Richtkeule der GS passieren, konnten somit erfasst werden und die Abweichungen vom 0-Punkt (der direkte Treffer) wurden gemessen und dem Gefechtstand übermittelt. Im Gegensatz zu den schießenden Einheiten mußte vom KOPA-72 kein Vorhaltepunkt berechnet werden, da der fiktive Zielpunkt immer den Koordinaten des Luftzieles entsprach. Für uns, die wir mit dem KOPA arbeiteten war vor jeder Schießperiode in zeitaufwendiger Detailarbeit sicherzustellen, das alle Parameter der GS peinlich genau abgestimmt wurden. Zur Überprüfung fand dann ein Kontrollpunktschießen statt, wobei jede Abweichung vom 0-Punkt in den Achsen X u.Y abgetastet wurden und letztendlich die Eichung der Systeme für das Bewerten der Gefechtsschießen der FlaK-Einheiten  protokollarisch  feststand. So ein Kontrollpunktschießen konnte mehrere Tage in Anspruch nehmen bis alle Werte für die vier Quadranten konstant waren. (1. rechts-hoch ; 2. rechts-tief ; 3. links-tief ; 4. links-hoch)

Die Arbeit an der GRS hat mir viel gegeben und wenn ich heute auf  z.B. N24 Dokumentationen über die Stealthtechnik verfolge, kann ich nur müde lächeln. Wir waren in der Lage 23 mm Geschosse zu orten!

Ralf Witte, 2006